Sein Tag muss mit einem Kaffee beginnen, am besten mit einem Latte Macchiato. "3, 14, 81, 51 und 36" sind nicht seine Lieblingslottozahlen, sondern seine Favoriten in der Bauordnung... Henry erzählt uns, welchen Rat sein 20jähriges Ich von ihm bekommt und was er machen würde, wenn er für einen Tag die Gesetze der Physik aufheben könnte...
Henry Finke kam 2016 als Werkstudent zu hhpberlin, um seine Kenntnisse im vorbeugenden Brandschutz zu vertiefen. Im April 2020 schloss er sein Masterstudium „Sicherheit und Gefahrenabwehr" mit der Note "sehr gut" ab.
Heute konzipiert er als Sachverständiger den Brandschutz für geregelte und anspruchsvolle Bauprojekte im gesamten Bundesgebiet.
Hallo Henry, was fasziniert dich an Brandschutz?
An Brandschutz fasziniert mich insbesondere die Vielfältigkeit der Lösungsmöglichkeiten. Brandschutz kann aus den verschiedensten Bausteinen bestehen. Die Vielzahl an Möglichkeiten, um vor einem zu Brand schützen, macht es so spannend. Neben den baulichen Möglichkeiten zur Vorbeugung eines Brandes, gibt es auch anlagentechnische oder organisatorische Maßnahmen. Wenn ganz besondere Wünsche umgesetzt werden sollen, kann mit ingenieurtechnischen Verfahren gearbeitet werden. Dies erfolgt zumeist mit Simulationen, um Lösungen zu qualifizieren und zu quantifizieren und somit den Nachweis zu führen, dass das Gebäude die Schutzziele der Bauordnung oder anderer Verordnungen erfüllt. Diese Vielfalt an Möglichkeiten ist das, was mich an Brandschutz fasziniert.
Erzähl doch mal, wie Du zu hhpberlin gekommen bist.
Vor dem fünften Semester meines Bachelorstudiums kam die Frage auf, wo ich denn mein Praxissemester machen könnte. Ich habe mich sowohl bei hhpberlin als auch beim Havariekommando in Cuxhaven beworben. Bei hhpberlin hat es geklappt und nun bin ich hier.
Kannst du Dich noch an Dein erstes Projekt erinnern?
Ich kann mich sogar an den ersten Tag des Praxissemesters erinnern: Für Margot Ehrlicher durfte ich eine Kindertagesstätte vorprüfen. Das erste richtige Projekt, an dem längerfristig gearbeitet habe, war der Flughafen BER.Am Anfang als Praktikant, später als Werkstudent hatte ich ein eigenes Aufgabenfeld. Vier Jahre, bis zur Eröffnung, durfte ich das Brandschutzmanagementsystem betreuen, das durch den Betreiber aufgebaut werden sollte.
Ich empfinde es als großes Glück, dass ich direkt in einem großen Projektteam starten konnte und das auch noch bei einem Projekt, das in ganz Berlin kritisch betrachtet wird. In diesem Projekt habe ich viel lernen können; auch von anderen Fachrichtungen. Das hat meinen Werdegang auf alle Fälle positiv beeinflusst und Interessen für Themen geweckt, die zwar mit Brandschutz zu tun haben, die wir aber als „Brandschutznachweiserstellende“ eigentlich gar nicht auskennen müssen oder bei denen uns die fachliche Ausbildung fehlt.
Womit beginnt dein typischer Arbeitstag?
Ganz klar mit einem Kaffee. Das ist definitiv das Wichtigste zum Start in den Tag!
Mit oder ohne Milch?
Latte Macchiato oder, wenn es schnell gehen muss, ein Espresso. Also normalerweise mit Milch.
Lieber im Büro oder lieber im Homeoffice?
Definitiv lieber im Büro.
Warum?
Ich kann einfach tatsächlich im Homeoffice nicht so gut arbeiten. Im Büro arbeite ich effektiver und hier gibt es den Austausch mit den Kollegen. Der fehlt im Homeoffice.
Hast du einen Lieblingsparagraphen in der Bauordnung?
Es gibt mehrere Paragraphen, die ich gerne mag. Einen einzelnen Lieblingsparagraphen habe ich nicht. Ich finde §3 mit den allgemeinen Anforderungen ziemlich wichtig. Dazu natürlich §14 mit den auf Brandschutz zugeschnittenen Anforderungen. Außerdem die §81, wegen Bestandsschutz und §51 wegen Sonderbauten. Da ich persönlich viel im Sonderbau unterwegs bin, interessieren mich natürlich Lösungen, die nicht von der Stange sind und die in der Bauordnung im Regelfall auch gar nicht beschrieben sind.
Und welcher Paragraph der Bauordnung sollte dringend grundlegend geändert werden?
Also wenn es um Brandschutzthemen geht, sollte man §36 anpassen.
Was steht da drin?
§36 bezieht sich auf Flure und für viele Personen ist das eigentlich eindeutig. Für mich auch. Aber manche Menschen, beziehungsweise Behörden, legen die Regelung komisch aus. Insbesondere in Bezug auf Nutzungseinheiten und deren Größen werden spannende Anforderungen kreiert. Diese werden aber in diesem Paragraph gar nicht geregelt.
Müsste die Regelung also konkreter gefasst werden?
Wahrscheinlich würde sogar eine Anweisung der obersten Bauaufsicht ausreichen, die besagt, wie man den zu lesen hat. Er müsste nur so angepasst werden, dass es wirklich um Flure geht. Wenn wir keine Flure haben, gibt es halt auch keine Anforderungen. Größen von Nutzungseinheiten können unter §29 Trennwände geregelt werden, wenn es hierzu Bedarf gibt – ich sehe diesen Bedarf nicht.
Was ist deiner Meinung nach, neben solch teilweise komplexen Auslegungen oder unterschiedlichen Interpretationen von gesetzlichen Regelungen, die größte Herausforderung für unsere Branche heute und vor allem zukünftig?
Zurzeit tatsächlich der Umgang mit Prüfsachverständigen und den Informationen, die in den Brandschutznachweis einfließen sollen, aber grundsätzlich keine baurechtliche Relevanz haben. Sondern wie die Beschreibung einer Fremdanlage, also einer technischen Einrichtung im Regelfall, die dazu dienen soll, dem Prüfsachverständigen die Verantwortung abzunehmen.
Das ist ein echtes Problem. Nicht selten gibt es bei Projekten, die ordnungsgemäß geplant und ausgeführt wurden, große Probleme, wenn die abschließenden Prüfungen verweigert beziehungsweise eine negative Prüfung ausgestellt werden.
Wie muss sich der Umgang mit Prüfsachverständigen ändern, wie kann man sie einbinden? Der zweite große Punkt sind die immer schärfer werdenden Regelungen hinsichtlich der Anforderungen an Bauteile und Bauprodukte. Es wird immer komplexer, Nachweise für Bauprodukte zu führen bzw. die Einbausituation richtig darzustellen.
Was wäre dein Beruf, wenn du nicht Brandschützer geworden wärest?
Ich denke, dass ich im Bereich Sicherheit geblieben wäre, wahrscheinlich in Richtung Katastrophenschutz. Das wäre auch spannend gewesen.
Womit beschäftigst du dich am liebsten außerhalb von Brandschutz?
Wandern. Am liebsten in Regionen, wo es Berge und Wasser zugleich gibt. Das ist gar nicht so leicht zu finden.
Es gibt ein paar schöne Ecken in den Alpen, wo es Berge und großen Seen gibt, aber viel besser ist ein Land wie Norwegen.
Mir würden auch die Kanarischen Inseln einfallen…
Nee, das ist mir zu warm. Da bin ich eher für schöne, frische, kühle Luft. Aber trotzdem gern Sonne.
Im Winter muss ich nicht nach Norwegen.
Du bist ja noch ziemlich jung, kannst du dir trotzdem vorstellen, was Du Deinem zwanzigjährigen Ich mit auf den Weg geben würdest?
Auf alle Fälle noch mal ein Jahr Pause zu machen zwischen Studium und Arbeit.
Was würdest Du in dem Jahr tun?
Einfach reisen, die Welt entdecken, Eindrücke sammeln, sich weiterbilden. Im Sinne von persönlich weiterbilden und Erfahrungen sammeln.
Was war Dein bislang größter Erfolg?
Im Beruflichen Sinne, glaube ich, die BodyCoach Betreuung für Kathrin Haag. Katrin hat sich super entwickelt und ich glaube oder ich hoffe, dass meine Unterstützung zum Beginn ihrer Karriere bei uns zu einem guten Fundament beigetragen hat, für den Weg, den sie geht. Im August hat Sie die Ausbildung zur Sachverständigen für Vorbeugenden Brandschutz begonnen. Darauf bin ich sehr stolz.
Und der schlimmste Fail, den du bisher bislang hingelegt hast?
Einen richtig schlimmen Fehl hatte ich, glaube ich, noch nicht. Wir haben bei hhpberlin ein ziemlich gutes Vier-Augen-Prinzip, das Fehler vermeiden soll. Das funktioniert sehr gut.
Niemand steht allein und ohne Sicherung auf dem Hochseil, sondern es gibt immer ein Netz darunter aus Kollegen und Kolleginnen, die unterstützen und auffangen, wenn es nötig ist.
Ja, genau.
Was ist das Beste an hhpberlin?
Ganz klar der Austausch und die Kommunikation zwischen Kollegen. Der stetige Wissensaustausch ist für die Weiterentwicklung super. Wie schon gesagt: Es gibt so viele Möglichkeiten im Brandschutz und der Großteil wurde in ähnlichen Projekten schon versucht. Das Wissen dazu liegt im Kollegium, daher ist der Austausch so wichtig.
Stell Dir vor, einen Tag lang gelten die Gesetze der Physik nicht und du hast die Möglichkeit, an diesem Tag etwas zu machen, was sonst nie möglich ist. Was würdest Du tun?
Ich würde auf den Mond fliegen wollen und mal gucken wie sich unser kleiner Planet so entwickelt.
Dankeschön, Henry!
Comments