Aus der Tischlerei in die Wissenschaft. Von der Uni zu hhpberlin. Svens Weg ist ungewöhnlich und gleichzeitig absolut konsequent.
Und immer voller Leidenschaft für Holz.
Sven Brunkhorst unterstützt seit 2022 das Team der Niederlassung Hamburg. Bis 2016 war er als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Baustoffe, Massivbau und Brandschutz (iBMB) bei Prof. Zehfuß im Bereich der nachwachsenden Rohstoffe tätig. Zuvor absolvierte er ein Master-Studium des Bauingenieurwesen an der TU Braunschweig und ein Bachelor-Studium des Holzingenieurwesens an der HAWK Hildesheim.
Hallo Sven, warum hast du dich für eine Karriere im Brandschutz entschieden?
Ich würde sagen, ich bin da reingerutscht, wie wahrscheinlich ganz viele andere Kolleginnen und Kolleginnen auch. Ich habe zunächst eine Tischlerausbildung gemacht und dann Holzingenieurwesen studiert. Eigentlich wollte ich immer Brücken konstruieren oder Hallentragwerke berechnen. Während meines Masterstudiums wurde am iBMB im Fachgebiet Brandschutz ein Hiwi gesucht, der handwerklich begabt ist und da bin ich irgendwie ins Spiel gekommen. Irgendeiner wusste wohl, dass ich mit Werkzeug umgehen kann.
Was war denn Deine Aufgabe als HiWi?
Ich habe Versuchskörper gebaut. Zum Beispiel für ein Projekt, in dem es darum ging, Holzgebäude mit Stroh zu dämmen und mit Lehm zu schützen.
Ich habe einfach erstmal nur handwerklich gearbeitet, aber mein Interesse am Brandschutz wurde geweckt. Die Verbindung Holzbau und Brandschutz, die ist natürlich auch relativ schnell da.
Du hast also zunächst erstmal eine Lehre gemacht und bist Tischler geworden? Und dann hast du Holzbau studiert...
Ja, es gab noch ein bisschen was dazwischen: ich habe die Schule nach der neunten Klasse beendet, weil ich eigentlich direkt arbeiten wollte. Ich wollte gar nicht studieren. Nach den ersten beiden Gesellenjahren dachte ich: Mensch, das muss ich jetzt bis 60 machen? Ich habe mich ein bisschen informiert und auf dem zweiten Bildungsweg mein Fachabitur gemacht. Danach war klar, dass ich etwas mit Holz studieren will. Und dann bin ich in Hildesheim gelandet und hab dort Holzingenieurwesen studiert.
Schließlich hast Du dann auch promoviert.
Ja, meine Promotion am iBMB im Fachgebiet Brandschutz zum Brandverhalten in Räumen mit sichtbaren Holzbauteilen ist kurz vor dem Abschluss. Es steht noch die Disputation aus.
Und jetzt bist du bei hhperlin wie kam das denn?
Die Personalverantwortlichen von hhpberlin haben sich bei mir gemeldet, sie hatten offenbar gehört, dass ich nach 6 Jahren Wissenschaft das Institut verlassen werde und in die Praxis möchte. Wir hatten ein gutes Gespräch und sind uns relativ schnell einig geworden, dass das mit uns sehr gut passt.
Wie kann man sich denn dein typischen Arbeitsalltag vorstellen?
Ja, typisch insofern, dass morgens Arbeitsbeginn ist, nachmittags oder abends dann Arbeitsende. Zwischendurch kann das aber doch sehr unterschiedlich sein. Zum einen habe ich oft Projektbesprechungen mit dem Schwerpunkt Holzbau. Ich schreibe aber auch klassische Brandschutznachweise, vor allem im Bereich Industriebau.
Arbeitest du lieber im Büro oder lieber im Homeoffice?
Also solange ihr mich nicht nach Hause schickt, würde ich ins Büro kommen.
Wie kommt das? Was stört dich am Homeoffice, was gefällt dir am Büro?
Im Homeoffice gibt es zu viel Ablenkung. Ich kann dort nicht so zielgerichtet arbeiten. Deswegen ist bei mir der Weg ins Büro wichtig. Außerdem treffe ich gern die Kollegen und Kolleginnen. Natürlich können wir auch digital kommunizieren, aber es ist doch etwas anderes, sich persönlich bei einer Tasse Kaffee, wobei ich jedoch Tee bevorzuge, zu unterhalten. Das ist schön und wichtig.
Was war Dein erstes Projekt bei hhpberlin?
Eine bestehende Industriehalle in Hamburg, die mich noch heute beschäftigt. Ein relativ komplexes und aufwändiges Projekt. Und ein Projekt, bei dem ich viel dazulerne.
Wie findet man gute Lösungen für den Kunden?
Dabei ist natürlich auch die Kommunikation mit den Kollegen und Kolleginnen ganz wichtig. Gerade wenn einem selbst die entscheidende Idee fehlt, kann ein Gespräch bzw. ein anderer Blick auf die Situation die Lösung bringen.
Teamarbeit ist das Stichwort. Ohne Team geht es nicht, oder?
Genau, denn keiner kennt sich in jedem Bereich oder in allen Bereichen aus. Jeder hat einen Fokus und Themen, die er besonders beherrscht oder auch sehr viel Erfahrung im Brandschutz. Es ist einfach wichtig, dass diese Erfahrungen und das Wissen geteilt werden. So geht es mir mit meinem Wissen im Holzbau. Hier kann ich das Kollegium unterstützen, die mir wiederum helfen, wenn ich mal nicht weiterweiß.
Gibt es auch etwas, das Dich an Deiner Arbeit nervt?
Na ja, manchmal gibt es Gespräche, bei denen man denkt, die könnten jetzt doch ein bisschen zielgerichteter sein. Wenn der Austausch zäh ist, weil man einander vielleicht nicht auf Anhieb versteht, obwohl man über die gleichen Dinge redet. Das ist manchmal anstrengend. Aber das ist ja auch ganz normal. Das kennt jeder.
Stört Dich etwas an hhpberlin?
Ich bin ja noch relativ neu hier, naja, eigentlich seit 1,5 Jahren Und ich bin zufrieden. Ich merke, es war der richtige Schritt, aus der Wissenschaft rauszugehen und in die Praxis zu springen. Es ist schön zu sehen, dass mir mein Wissen dabei hilft. Aber natürlich ist es auch eine Umstellung. Ich arbeite hier, vergleichend zur Uni, wieder in einem wirtschaftlich orientieren Unternehmen. Das ist anders, aber nicht störend.
Wie wird sich die Rolle des Brandschutzingenieurs in Zukunft verändern?
Sie wird sich verändern. Vielleicht wird eine Künstliche Intelligenz die Brandschutznachweise erstellen und Simulationen durchführen. Der menschliche Ingenieur wird das Ergebnis bewerten und hinterfragen. Noch können wir Sicherheitsniveau nicht als Zahlenwert darstellen, dafür braucht es den Menschen.
Wie wird sich das Thema Holzbau weiterentwickeln?
Die Marktanteile steigen und werden sicherlich auch weiterhin steigen. Man muss natürlich aber auch sagen das Holz im Vergleich zu Stahl und Beton, zumindest was die Herstellungskosten angeht, noch nicht konkurrenzfähig sind. Stahl und Stahlbeton sind zudem noch günstiger in der Planungsphase. Gleichzeitig ist der Holzbau natürlich sehr viel ökologischer und damit auch nachhaltiger. Da das Bewusstsein dafür immer größer wird, wird auch der Anteil an Holzbauten weiter zunehmen.
Welche weiteren Entwicklungen in Bezug zum Beispiel auf Alternative oder nachwachsende oder nachhaltige Baustoffe?
Immer wichtiger werden begrünte Fassaden, auch um, neben den optischen Aspekten, die bauphysikalischen Vorzüge mit ins Gebäude zu nehmen. Ein anderer Punkt, über den gerade viel nachgedacht wird, sind biogene Dämmstoffe. Wie können wir brennbare Dämmstoffe verwenden? Wie kommen wir weg von der klassischen Bekleidung aus Gips hin zu ökologischen Materialien wie etwa Lehm. Das ist natürlich in den kleinen Gebäudeklassen ohne Probleme möglich. In Gebäudeklasse 4 und 5 oder bei Sonderbauten, ist es immer noch eine Herausforderung, mit brennbaren Dämmstoffen zu arbeiten. Aber auch hier passiert bereits viel. Ich bin sicher, dass es in Zukunft möglich sein wird, mit Alternativen zu den klassischen Materialien wie Gips oder Mineralwolle zu arbeiten und damit ökologischer zu bauen.
Wer sollte sich bei hhpberlin bewerben?
Bewerben sollten sich alle, die Lust haben, sich mit Brandschutz zu beschäftigen. Alle die gern im Team arbeiten, kommunikativ und flexibel sind. Alle, die bereit für Veränderungen sind, die gestalten wollen und Spaß an und bei der Arbeit schätzen.
Dankeschön, Sven.
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